Das (5-Gang) Getriebe

Bevor ich an dieser Stelle etwas zu Getriebedefekten und deren Reparatur von luftgekühlten Yamaha 2-Taktern zum Besten gebe, möchte ich darauf hinweisen, dass mir in den 35 Jahren in denen ich mich mit den Zwiebacksägen beschäftige noch nie ein defektes Getriebe in die Hände viel. Somit auch nicht gefordert war mich mit dem Thema im besonderen zu beschäftigen. Den 6ten Gang einer frühen RD aktivieren war für mich das Maximum zum Thema Getriebe.

Ende 2014 erstand ich eine R5 mit "Kupplungsschaden". Reparatur, kein Problem (siehe Ruckdämpfer Reparatur)! Die Kupplung arbeitet wieder vorschriftsmäßig. ABER - beim Versuch einer Probefahrt sprang der zweite Gang raus. Sch...ade. Auch beim zweiten und ich weiß nicht wievielten Versuch. Alle Gänge taten ihre Pflicht, nur der Zweite sprang immer wieder aus der Reihe.

So wurde aus einer kleinen Kupplungsreparatur eine interessante Erfahrung...

Da ich diesen R5 Motor nicht wirklich kannte, hoffte ich noch auf eine andere Ursache. Es konnte ja sein (Wunschdenken!), das es schon einen Fehler auf dem Weg zum Getriebe gab. Bei der Demontage des Motors ließ ich mir Zeit und schaute mir die ausgebauten Teile gründlicher an.

Die Schalthebelwelle war an der Schalthebelaufnahme ziemlich ausgeleiert und im Bereich des Wellendichtrings stark angelaufen. Irgend ein Spezialist meinte auf den Wellenschutz verzichten zu können. Was die Schalthebelwelle aber nicht besonders mochte. Zumal die Kette in ihr ziemlichen Eindruck hinterließ. Auch der Schaltmechanismus zeigte deutliche Spuren der Abnutzung. Dermaßen abgewrackte Teile habe ich selten gesehen. Aber all das war leider nicht die Ursache dafür, daß das Mopped den Gang nicht halten konnte.

Der Gangwahl-Mechanismus ist simpel aufgebaut und birgt keine Geheimnisse. Sollte aber nicht unbeachtet bleiben. Bei genauem hinsehen erkennt man gut wo der Verschleiß- Zahn nagt.

Der kleine Mitnehmerdorn, der in die Schaltstifte der Schalt-

trommel greift, weist gern Abnutzung auf. Das kann durchaus zu unsauberen Gangwechseln führen. Eine dauerhafte Reparatur ist sehr aufwendig. Einfacher ist es nach Ersatz zu suchen.

Ist aber sicher auch kein Grund für herausspringende Gänge.

 


Soetwas sieht das Schrauber-auge gar nicht gern. In diesem Fall reicht feucht durchwischen sicher nicht. Dieses Getriebe muß unbedingt komplett zerlegt und sorgfälltig gereinigt werden werden. Ursachen-forschung, woher kommt der Abrieb, steht ebenfalls auf dem

Programm. Risse und Abrieb an einer Schaltgabel. Diese Schaltgabel muß ausgetauscht werden. Ein weiter Grund warum sich ein Getriebe schlecht schalten läßt. Aller-dings nicht die Ursache her-ausspringender Gänge. Eher ein brutaler Versuch den Gang "drin" zu halten.


Hier hat es ebenfalls geharkt. Original sieht anders aus.                                                                                                             

Das war die Ursache eines her-ausspringenden zweiten Gangs.  Die Mitnehmerklaue ist stark abgenutzt. Kein Hinter-schliff mehr vorhanden. Darauf reagiert das Getriebe sehr sensiebel.


Fazit: Kontrolliere einmal mehr was du nicht kennst, oder wenn du dir nicht sicher bist. Denn ein Verkäuferspruch stimmt leider immer:                                                  " Funktionierte bis zum Schluß...!"

Die Vorgelegewelle einer DS7 in ihren Einzelteilen. Die Getriebe-Hauptwelle ist ähnlich aufgebaut.
Die Vorgelegewelle einer DS7 in ihren Einzelteilen. Die Getriebe-Hauptwelle ist ähnlich aufgebaut.
Schaltgabeln und Schaltwelle einer Yamaha RD
Schaltgabeln und Schaltwelle einer Yamaha RD

Das wichtigste, wie bei jeder Arbeit am offenen Motorrad, ist eine ausreichend große, aufgeräumte und saubere Werkbank die zudem gut ausgeleuchtet ist. (Ich glaube diese Zeile sollte ich ab und an mal lesen. Oder aufs Arbeitsshirt drucken lassen!) Durch die horizontale Teilung des Motorgehäuses wird die Arbeit am Getriebe sehr erleichtert. Wichtigstes Werkzeug ist Ruhe, Sorgfalt und Sauberkeit. Die Getriebe von DS7 und R5 unterscheiden sich nicht. Weder im Aufbau noch bei der Getriebe-Abstufung.

Besonders zu beachten ist folgendes: Die Klauen der Getriebezahnräder sind leicht hinterschliffen. Wenn die Schaltgabel das Zahnrad in die benachbarte Aussparung schiebt, "klemmen" sie nun durch den Hinterschliff zusammen.

Eine Abnutzung ist kaum zu erkennen, da der Hinterschliff nur minimal ist. Sollten sich nur leichte Rundungen an den Kanten der Klauen zeigen bedeutet es das Aus für das Zahnrad. Ich habe mit einigen Schraubern über dieses Thema gesprochen. Die einen sagen das Zahnrad darf entsorgt werden, andere hingegen behaupten mit einiger Erfahrung läßt sich der Hinterschliff wieder herstellen... Ich habe dazu noch keine Meinung. Im Moment bin ich nur froh im Ersatzteillager das richtige funktionale Zahnrad gefunden zu haben. Aber wer weiß, vielleicht habe ich ja mal gaaanz viel Langeweile. Das abgenudelte Getrieberad habe ich erstmal nicht weggeschmissen...

Tipps und Erfahrungen nehme ich immer gern entgegen und werden an dieser Stelle gern veröffentlicht.


Schaltwelle und Schaldgabeln von einer R5 / DS7
Schaltwelle und Schaldgabeln von einer R5 / DS7

Nicht nur das die Yamaha Zweitaktmodelle ab der R5 von 1970, einen bequemen horizontal geteilten Motorblock spendiert bekam. Auch das Getriebe wurde von den japanischen Ingenieuren selbsterklärend konstruiert. Neben dem bereits erwähnten sauberen Arbeitsplatz und ein bis zwei aufmerksamen Augen sollte neben entsprechenden Werkzeugen noch eine Yamaha Teileliste (Parts List R5 oder Parts List DS7) bereit liegen. Zwar nutzte der Bucheli Verlag in seinem Band 502 die Explosionszeichnungen aus den originalen Teilelisten, jedoch finden wir Schrauber nur in den Yamaha-Listen auch die zugehörigen Teilenummern. Bei älteren Fahrzeugen wird eine genaue Teilebezeichnung ohnehin immer wichtiger. Oft sieht Ersatz auf dem ersten Blick sehr ähnlich aus, Unterschiede fallen somit erst im direkten Vergleich auf. So werden, aus Unwissenheit oder gar Vorsatz, gern Teile falsch bezeichnet und angeboten.

 

Verschraubungen im Inneren des Motors sind meistens mit Sicherungskleber fixiert.
Verschraubungen im Inneren des Motors sind meistens mit Sicherungskleber fixiert.

Ungenau wird es bezeichnender Weise bei Bucheli bereits auf der Titelseite! Abgebildet ist dort eine RD der ersten Generation. Denn die „Reparaturanleitung“ soll DS7, R5 UND RD Fahrern helfen. Problem: Die beiden Modelle haben (nicht nur) unterschiedliche Getriebe… - gezeigt wird in den Zeichnungen, zum Beispiel, das DS7/R5 Getriebe mit seinen fünf Gängen. Auch wenn es bei der Montage keine Unterschiede macht, spätestens bei der Ersatzteilbeschaffung ist man mit der richtigen Teile-Nummer immer auf der besseren Seite. Darüber hinaus sei auch erwähnt, dass der Bucheli-Inhalt nicht unbedingt ernst genommen werden sollte… Einige Angaben sind schlicht falsch. Besonders der Tipp das Antriebszahnrad auf der Kurbelwelle zu blockieren ist ein echter Lacher! Zur Versöhnung soll aber nicht verschwiegen werden, dass auf dem Innencover eine echte R5 abgebildet ist.

 

Wenn man den Kreuzschlitz-Kopf nicht versaubeuteln möchte, sollte dieser mit einem Industriefön erhitzt werden. So verliert der Sicherungskleber an Wirkung und die Schraube läßt sich gewalltfrei überreden.


Der gesperrte sechste Gang...

...gehört hier zwar nicht wirklich her.

Schließlich war weder die DS7 noch die R5 mit einer sechsten Gangstufe ausgerüstet. Der "moderne Schnickschnack" kam erst mit der ersten RD 1973. Den deutschen Moppedfahrern traute man wohl nicht zu bis sechs zählen zu können. Somit ordnete die bundesdeutsche Zulassungsbehörde neben ein paar anderen Schmankerln an, nur mit ohne Sechsten gehts vorann...

Die obere  Schaltwelle stammt von einer (gesperrten) RD, darunter eine 5-Gang Welle einer R5
Die obere Schaltwelle stammt von einer (gesperrten) RD, darunter eine 5-Gang Welle einer R5
Links: fünf Gang Welle. Recht die Schaltwelle aus einem 6-Gang Getriebe
Links: fünf Gang Welle. Recht die Schaltwelle aus einem 6-Gang Getriebe

Bereits auf dem ersten Blick deutlich zu erkennen: Die Schaltwellen von DS7/R5 und RD unterscheiden sich deutlich.


Nachdem die Deckplatte der Schaltwalze entfernt wurde lassen sich die Stahlstifte herausziehen. Nun läßt sich das Sperrstück herausnehmen. Stifte wieder rein und Deckel drauf. Festschrauben und den kleinen Rest vom Assistenten wieder zusammenbauen lassen. Derweilen in den Knochensack springen und Helm auf. Assistenten wichtig fragen ob er auch das Öl nicht vergessen hat und ab vom Hof...

Selbstverständlich muß zum freilegen des sechten Ganges die Schaltwalze nicht unbedingt ausgebaut werden! Hab ich nur vom Assi machen lassen damit ich mich beim fotografieren nicht so sehr bücken muß.


Mich würde mal interessieren, wieviele Ersatzteile mit der Teile  Nummer 328-18352-10 weltweit verkauft wurden. Immerhin hat es die eigens für Deutschland erfundene Sperre (im Bild die Nr.:7) in die offizielle Yamaha Part List geschafft. Auch in den späteren Teilelisten, als die Sperre längst nicht mehr verbaut wurde war das Ersatzteil noch present.  (z.B. Teilelisten von 1976 und 1977 also die Sargtankmodelle 1A2 und 1A3)



Lieber Udo,

Wie versprochen, möchte ich dir hier von meiner Erfahrung mit dem Umbau des R5-Motors auf ein 6-Gang Getriebe aus einer RD berichten. 
Anlass war das auf deiner Website beschriebene Phänomen des immer wieder herausfliegenden 2. Ganges. 
Ich habe mich für ein Getriebe aus einer 522 als Grundlage des Umbaus entschieden, da dieses - im Gegensatz zur 351/352 - eine fast identische Endübersetzung wie das Getriebe der R5 hat und somit lediglich feinere Abstufungen hat. Ich hielt das für eine gute Idee, da ich auf der Landstraße bei „gemütlichem“ Betrieb immer wieder zwischen dem 4. und 5. Gang hin- und her schalten musste. 
Das weißt du schon, aber der Vollständigkeit halber: Es passt nur das Getriebe der 351/352 oder 521/522. Ob aus einer 250er oder 350er ist egal, da sich diese nur bei der Primärübersetzung unterscheiden. Alle moderneren Spender-RDs sind inkompatibel! 
Hier das 6-Gang aus einer 522. Ich habe mir alle erhältlichen Lager neu besorgt und ausgetauscht. 
Und dann ging’s auch schon ran die Buletten: Motor raus, Kupplungsdeckel ab.
Motor auf: 
Die drei Schaltgabeln des 5-Gang-Getriebes werden samt Schaltwalze durch 4 Schaltgabeln aus der RD ersetzt.
Hier die beiden Schaltwalzen, vorne R5 und hinten RD. Da die Walze der RD einen größeren Durchmesser hat, muss diese etwas anders montiert werden als die der R5. Auf der rechten Seite sehen wir bereits das Nadellager, welches bei der R5 orignalerweise im Gehäuse verpresst (?) ist. Dieses muss vorsichtig herausgeschlagen werden. Die Deckplatte der RD-Schaltwalze muss zunächst entfernt werden, um das Nadellager erneuern zu können. Danach kann die Deckplatte (nach Entfernen der evtl. vorhandenen Gangsperre ;-) ) wieder montiert werden. Dann wird die sternförmige Platte durch Entfernen des Sicherungsrings entfernt und die ganze Walze in Fahrtrichtung gesehen von rechts nach links in das Gehäuse geschoben. Auf halben Wege muss die Platte natürlich wieder montiert werden, bevor die Schaltwalze in die Führung geschoben werden kann. 
So sieht das dann im montierten Zustand aus: 
Nun wird es ein wenig „tricky“. Entweder man hat zu dem RD Getriebe ebenfalls die Führung (3281817900sowie den „Stopper“ (3281856200zur Arretierung der Schaltwalze aus der RD mit erworben, oder man muss die Teile aus der R5 - aufgrund der unterschiedlichen Radien - durch Abtragen von Material anpassen. Ansonsten wird man feststellen, dass es nicht passt. 
 
Wenn sich dann alles sauber und reibungslos bewegen lässt, können jetzt die neu gelagerte Ein- und Ausgangswelle (die roten Markierungen auf den Zähnen dienten zur Überprüfung des Übersetzungsverhältnisses) eingesetzt werden. Danach kann das Gehäuse wieder wie gewohnt zusammengesetzt werden. 
Und jetzt kommt der Teil, der mich beinahe zur Verzweiflung getrieben hat.
Die Schaltmechanik, die für das Drehen der Schaltwalze und somit für den Gangwechsel verantwortlich ist, unterscheidet sich von dem 5-Gang zu dem 6-Gang Getriebe in einem winzigen Detail. Der hervorstehende „Nippel“ auf der Innenseite hat eine andere Position, obwohl die Teilenummern für beide Varianten laut Ersatzteilliste identisch sind! 
Ich habe tatsächlich auf Gutglück ein paar dieser Teile in der Bucht kaufen müssen, bis das richtige dabei war.
Die beweglichen Klauen, die an den Stiften der Walze ziehen, unterscheiden sich ebenfalls in der Länge um wenige Millimeter.
Wird das falsche Teil montiert, wird kein reibungsloser Gangwechsel möglich sein! 
(Links: 6-Gang / Rechts: 5-Gang)
Dann heißt es endlich nach der restlichen Montage: Einbauen, sich über einen besseren Ganganschluss freuen und Spaß haben! 
Hast du noch Fragen? Freue mich über ein Feedback von dir… 
Liebe Grüße,
David